Amos Vogel
Letztendlich erfordert die wachsende Fähigkeit zu “sehen” auch die Fähigkeit, sich selbst zu erkennen. Entwicklung findet statt, wenn Fehler als solche erkannt werden, wenn Kritik als berechtigt begriffen wird, wenn man sich neuen und fremden Einflüssen aussetzt, und wenn man mit einer feindseligen und sich verändernden Welt interagiert. Blinde Bewunderung und Abschottung sind die Feinde der Entwicklung und führen zur Wiederholung des bereits Erreichten, zum Aufkommen von Epigonen und Mittelmäßigkeiten, zur fortschreitenden Verengung des Blicks und zum kontinuierlichen Verfall des Geschmacks. Die amerikanische Avantgarde sieht sich mit einem Sektierertum konfrontiert, das sich als Freiheit ausgibt; mit einer Schmeichelei, die als Kritik auftritt; mit einem sterilem Eklektizismus, der sich als Kunstphilosophie gebärdet; und mit einem antiintellektuellen Nichtwissen, das sich als Befreiung begreift. Dogmen, Mythen und Päpste sind unvermeidliche Etappen der menschlichen Frühgeschichte; eine höhere Stufe wird erst erreicht sein, wenn sie von Menschen mit freiem Willen abgelöst werden.
Ultimately, the growing ability to “see” implies the ability to see oneself. Growth occurs through mistakes recognized as such, criticism realized as valid, the exposure of the self to new and alien influences, interaction with hostile yet changing world. Blind adulation and hermeticism are the enemies of growth and lead to the repetition of what has already been achieved; the rise of epigones and mediocrities; the progressive narrowing of vision and the cumulative deterioration of taste. What the American avant-garde is confronted with is sectarianism parading as freedom, flattery as criticism, sterile eclecticism as artistic philosophy, anti-intellectual know-nothingness as liberation. Dogmas, myths, and popes are inevitable stages in human pre-history; a higher stage will be reached when they are superseded by men of free will.