Filmexil-Forschung im Filmmuseum

Paramount Pictures in Montevideo (1945)

Diese zwei Fotos zeigen das Gebäude, in dem die uruguayische Filiale der US-Filmfirma Paramount Pictures in Montevideo im Jahr 1945 untergebracht war. Das Haus in der Calle Yi Nr. 1385 existiert noch und beherbergt heute eine Buchhandlung. Zwischen 1943 und 1949 arbeitete dort als Verleihdirektor der Paramount für Uruguay ein in Wien geborener Tscheche namens Rudolf Jellinek, der vor den Nazis nach Südamerika fliehen musste. Die Fotos entstanden im August, also im astronomischen Winter der südlichen Hemisphäre. Die Menschen tragen dicke Kleidung, die unbelaubten Bäume erlauben gute Sicht auf die prägnante Fassade des Gebäudes. Aus den Schaufenstern blicken den Passant*innen die Portraits von Schauspieler*innen entgegen. An der Eingangstür prangt das weltbekannte Logo der Firma mit dem von Sternen bekränzten Berggipfel.

„Ortswissen ist Kontinuitätswissen“, schreibt der Historiker Karl Schlögel.

Der Nachlass von Rudolf Jellinek wird in der Filmbezogenen Sammlung des Österreichischen Filmmuseums aufbewahrt. Wer mehr über sein Lebensschicksal wissen will, kann dies nachlesen in: Paolo Caneppele/Günter Krenn: Weltreisender in den Diensten der Kinematographie. Das abenteuerliche Leben des Rudolf Jellinek, in: David. Jüdische Kulturzeitschrift, September 2021, Nr. 130, S. 74-76.


Das Zitat stammt aus Karl Schlögel: Ortskunde, subversiv, in: Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik, Hanser, München/Wien 2003, S. 347-351, hier S. 350